Vergessen und Verdrängen

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Samstag, 6. Juli 2013

28 Grad Außen-, 32 Grad Wassertemperatur, berichtet man im von mir gerne gesehenen Magazin Yourope. Der sympathische Arte-Moderator, dem ich alleine deshalb gerne zuschaue und -höre, weil ihn ein Lächeln geradezu auratisiert, als ob er aus dem Zivilisationsschaum Ironie gestiegen wäre wie einst Aphrodite aus dem des Venussafts Liebe, dieser junge Mann also verweist abschließend allerdings auf «irgendwo zwischen Berlin und Dresden». Dort, wo einmal Luftschiffe gebaut wurden und auch wieder gebaut werden sollten, bis eine Pleite dazwischen kam, weil niemand mehr gemütlich und schon gar nicht teuer fliegen wollte, nämlich steht ‹Tropical Island›.

Man muß also gar nicht mehr so weit wegreisen, und schon gar nicht dorthin, wo der Massentourismus die historischen Stätten längst plattgemacht hat, wo die Einheimischen nicht mehr vom einst umturtelten Freund der Kultur Venezias oder dem lieben Feriengast in Garmisch oder sonstwo leben können, da nahezu sämtliche Einnahmen flutwellengleich in die Kassen der Freizeitindustrie gespült werden — oder etwa für die Errichtung einer Sprungschanze draufgehen, die einmal im Jahr genutzt wird und für die sämtliche Sozialwohnungen des Ortes an Investoren verhökert werden mußten.

Und richtig: Eine Woche im Ferienpark, so klärten mich dieser Tage die pfadfinderischen Beobachter des ARD-weit ausgestrahlten Südwest-fernsehens auf, ergäbe einen weitaus kleineren sogenannten ökologischen Fußabdruck als die einer Reise in die Karibik, wo der Urlauber in der schönsten Zeit des Jahres letztendlich auch nichts anderes tut als irgendwo zwischen Flensburg und sonstigem südlicheneren Brachland. Das wäre doch die Lösung schlechthin:

Baue man keine gigantischen Supermärkte mehr auf die grüne Wiese irgendwo zwischen Berlin und Dresden, zwischen Hamburg und Kiel, München und Augburg. Derer sind wir ohnehin überdrüssig, weil überkonsumiert. Wir brauchen schließlich neue Abenteuer, wenigstens in unserer Freizeit, aber unter Berücksichtigung unseres ökologischen Bewußtseins. Errichte man allüberall zwischen die Städte tropische Eilande unter riesige Käseglocken. Und am besten stellt man nebendran oder vielleicht besser noch unters selbe Dach, der nächste verregnete Winter kommt bestimmt, zwischen die Dörfer jeweils eine Skihalle. Das ist dann wie Urlaub in Neuseeland, wo man auf den Brettln runterrutschen kann bis zum Badestrand. Man wird sich daran gewöhnen wie an die bald hochhaushohen Zulieferer unserer neuen natürlichen Energie.


Ein Vorschlag zur Neuorientierung wurde bereits vor einiger Zeit an anderer Stelle getätigt:

Plädoyer für eine Kultur des Nichtreisens

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