Vergessen und Verdrängen

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Donnerstag, 13. Juni 2013

Nach einem fast heftigen telephonischen Disput; vermutlich mal wieder zu lang und ohnehin zu unverständlich für die Mitleser aus den USA.

Ich habe es erlebt und erlebe es, seit mir das Schicksal die Rolle des wieder etwas jüngeren Vaters zugeteilt hat (die Älteren sind mit vierzig und darüber hinaus sozusagen aus dem gröbsten raus), wie Interesse an Wissen und der damit verbundenen Ausdrucksmöglichkeit geweckt wird, wenn nur jemand da ist, der's tut, das Wecken. Die Hauptschule hat miserable Noten erbracht, da dort grundsätzlich davon ausgegangen wurde, mehr als das kleine Einmaleins sowie die Bestellung eines Computerspiels im Internet sei nicht gefragt. Längst schaut der Junge – ein Beispiel – sich mittlerweile freiwillig Dokumentationen auf Arte oder in 3sat an, klärt den Alten über die Unterschiede zwischen weißen und schwarzen Trüffeln auf, baggert Mädels an, indem er sie erst bekocht und dann, wir kennen es, ißt nicht nur nach wie vor riesige Schinken, sondern liest sie auch noch. Ich höre es bereits an der Syntax und der Semantik; lesen und immer wieder und weiter lesen, wurde ich belehrt, als ich im nichtdeutschsprachigen Ausland etwas besser Gebildeter mich des mir quasi anerzogenen Kanzleideutsches bediente.

Seit Beendigung der Tischlerlehre wollte er mit einem Mal nicht mehr seine Karriere als schwedisches Unterwäschemodell und dann die des Rockmusikers fortsetzen, sondern das Abitur nachmachen. Junge, sagte ich ihm, überleg' dir das gut, das ist harte, sehr harte Arbeit, das Lernen nach der harten Arbeit. Er will sich nicht abbringen lassen davon. Ein Pferd könne nicht kotzen, meinte er, und erklärt es mir Viertelgebildetem auch noch damit: Gäule beherrschten in der Regel die Peristaltik des Ösophagus nur in einer Richtung. Die Apotheke dazu läßt er weg. Das sei eine volksmündliche oder -tümliche Erweiterung. Und er fügt an: Wie bei den Gebrüdern Grimm, die aus ihnen erzählten opulenten französischen, wohl von Hals über Kopf aus dem Katholizismus geflohenen hugenottischen Mägden überlieferten Märchen protestantische Moralisierungen geschaffen haben, die heutzutage nach wie vor ein Land bestimmten, das von einer Pastorentochter aus dem Land der äußerlich körperlichen Freiheit dirigiert wird.

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