Vergessen und Verdrängen

Bei meiner sonnabendlichen Fußball-Beschau, die ich mir in meiner Unvernuft eigentlich nur deshalb antue, weil ich wissen möchte, wie es einem bestimmten Verein ergangen ist in dieser Materialschlacht, hat mich gestern etwas in Begegung gebracht, zumindest in die des Nachdenklichwerdens. Es fing an, als vor einigen Wochen ein Mitglied meiner großen Familie, das zu den absoluten Gegnern der Nazi zu zählen ist, vor mir stand und ich mich in eine schlimme Zeit zurückversetzt fühlte, diejenige, die Herr Knopp vom ZDF zu seinem Generalthema auserkoren hat. Ich meinte, einen dieser jungen Männer vor mir stehen zu haben, die von Leni Riefenstahl so verherrlicht worden waren, die Häupter gekrönt von oben etwas längeren Haaren, aber an den Seiten geschoren, wie mir bis heute eine Einheitsfrisur vorschwebt, die militärischen Drill symbolisiert. Nun sehe ich zunehmend mehr dieser Fußball-Heroen derart beschopft über den Rasen fliegen wie Sturzkampfbomber. Es sind, soweit ich das durch meine sicherlich subjektive Nahkampfbrille beobachte, überwiegend deutsche Spieler, die so herumrennen, als ob Frau Riefenstahl wiederauferstanden wäre und zum Casting der Neuauflage ihrer unsäglichen Streifens aufgerufen hätte. Der eine macht's dem anderen nach. Der Führer Mode befiehlt, sie folgen ihm.