Vergessen und Verdrängen

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Freitag, 22. Mai 2009

eines Unveröffentlichten:

«Hat es sich noch nicht bis zu den Mitarbeitern des Hamburger Abendblattes herumgesprochen, daß es sich bei den freundlichen ‹Sprechstundenhilfen› um Frauen, um Menschen handelt, die eine mehrjährige Ausbildung durchlaufen haben und nach bestandener Prüfung als ‹Arzthelferinnen› bezeichnet werden?! Geht's noch herablassender, werte Frau Heintze? Ja, Ihr gesamter Text ist eine einzige Abwertung.

‹... die Zeitschriften langweilig›? Weshalb bringen Sie sich nicht Ihre Freundin Brigitte mit?

Hat die Ihnen das erzählt: ‹Praxismanagement oder Kundenorientierung›, ‹Kaffee in einer Arztpraxis›? Gehen Sie zum Arzt oder zu einem Medienkongreß? Welche Praxis kann das leisten, bei den Bedingungen, die den Ärzten durch Kassen und Kammern oktroyiert werden!? Einzelne Praxen sind sicher dazu in der Lage. Aber die sind dann personell auch entsprechend ausgestattet. Sind Sie sich eigentlich im klaren darüber, daß ‹Praxismanagement› ein erhebliches Mehr an Bürokratie bedeutet, das zu Lasten dessen geht, wozu ein Arzt eigentlich aufgesucht wird: der Behandlung (für die die Kassen ohnehin nur Minütchen zubilligen). Und möglicherweise interessiert Sie das herzlich wenig, ob das Personal sich an Kundenorientierung übt und die Praxis managt, wenn Ihr ICE Sie längst abgeliefert hat und Sie in Ruhe gelangweilt in weniger langweiligen Zeitschriften blättern.

Ein solcher, von Mangel an Informationswillen, an journalistischer Informationspflicht (!) getrübter Populismus wie der Ihre trägt (auch) entschieden dazu bei, daß die Situation an den Arztpraxen sich ständig verschlechtert: Die Menschen bekommen über reißerische Ratgeber- und Hilfestellungsveröffentlichungen ständig vermittelt, es sei ihr Recht, nicht warten zu müssen. Also hauen Sie ungehobelt auf den Tresen und pochen darauf, auf ihr Recht. Ich habe die Ich-Sucht, bin also krank und muß deshalb sofort behandelt werden. SOFORT! Grippe, Infektion und was sonst noch alles grassiert, das interessiert doch nicht. Notfälle? Die können doch nach hinten verschoben werden, können nach den Sprechzeiten versorgt werden.

Legen Sie Ihre bunten Blätter doch mal weg und lesen sich klugmachend was Richtiges. Das geht auch im Wartezimmer einer Arztpraxis. Ich als Privatpatient habe für solche Fälle immer das sogenannte gute Buch dabei.»

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